Kurz vor Jahresende hat sich unser aktiver Rekordhalter, Top12-Finalteilnehmer und Mannschaftsführer David Kern Zeit für eine Befragung genommen.

Pers. Bestleistung: 651 Kegel
Was war dein sportliches Highlight beim KV/in deiner Karriere?
Puh, da gibt es so Einiges, das ich aufzählen könnte. Sei es nach meinem Wechsel zum KV Geislingen die hart erarbeitet Stammspielerposition in der ersten Mannschaft. Oder der interne Wechsel in der Ersten zu einer jungen Mannschaft. Ich glaube es gab kein Jahr ohne Abgänge. Sei es durch Wechsel oder aus anderen Gründen. Und so wurde die Mannschaft oft mit uns „ jungen“ Spielern immer mehr bestückt und diese behaupteten sich vermehrt. Oder in der letzten Saison. Als wir den wichtigen ersten Saisonsieg in Bad Wurzach feiern durften. Die Mannschaft spielt von vorne herrein gemeinsam auf. Jeder war motiviert und man merkte schnell, dass etwas in der Luft lag. Im Schlusspaar gingen wir mit einem Rückstand von minus 59 Holz auf die Bahn und waren gewillt, diesen zu drehen. Die ersten drei Bahnen von meinem Schlusspaarkollegen Robin und mir waren ein harter Kampf. Man kämpfte Holz um Holz und der Rückstand wurde immer kleiner. Dies wurde von unseren Mannschaftskollegen auf den Zuschauerrängen lautstark angefeuert. Auf der letzten Bahn gewannen wir das Spiel in den letzten Würfen. Es gab kein Halten mehr. Die neue persönliche Bestleistung von 651 Holz war für mich in diesen Momenten nicht real. Diverse Teilnahmen an deutschen und württembergischen Meisterschaften waren immer schöne Momente, an die ich gerne zurück denke. Das Finale der U23 württembergischen Meisterschaften bestückt mit 2 Nationalspielern, Jannis Fuchs und mir. Es ging hin und her. Am Ende wurde ich wegen der Punkteregelung nur Dritter, spielte aber die beste Holzzahl des Finales. Oder das nur zwei Stunden davor stattgefundene Halbfinale gegen meinen Vereinskollegen und Kumpel Scheel „Siggi“. Es ging zwar deutlich für mich aus, war aber von den Holzzahlen her und uns beiden ein sehr starkes Spiel. Der für mich größte Moment war, als der Nationaltrainer angerufen hat und mir mitteilte, dass ich im Aufgebot des Nationalkaders stehe. Diese Erfahrung welche ich machen durfte, war für mich selber richtungsweisend und prägt somit meine 10-jährige Karriere als Sport- und Leistungskegler.
Wie bewertest du die jetzige Saison bislang?
Sehr positiv. Wir konnten von Anfang an als Mannschaft überzeugen und das gute Gefühl der Vorbereitung auf die Kegelbahn bringen. Der Eine mehr, der Andere weniger, aber als Mannschaft konnten wir geschlossen aufspielen. Auch wenn Vieles durch sämtliche Coronakonzepte eingeschränkt war, versuchten wir trotzdem als Spieler und Mitglieder des Vereins eine harmonische Atmosphäre zu schaffen. Ich kann mich noch gut an das erste Heimspiel der Saison erinnern. Die Stimmung war trotz eingeschränkter Anfeuerung der Spieler und Zuschauer ein Moment, an den ich mit gutem Gefühl zurückdenke. Wir haben als Mannschaft gewonnen. Nach dem Spiel schallte von den Zuschauerplätzen lauter Applaus – der Einklang fand. Diesen nahmen wir wohlwollend entgegen und bedankten uns mit einer „Laolawelle“.
Könnt ihr den Aufwärtstrend bis in die neue Saison aufrecht erhalten?
Da muss ich nicht lange nachdenken…. ja klar! Auch wenn die bisherige Saison nur sehr kurz war, konnten wir viele Fortschritte an uns feststellen. Es liegt an uns, ob wir das wollen und umsetzen können was wir uns vorgenommen haben. Für mich ist es auch wichtig, den Oliver Vogelbacher noch lange in der Ersten Mannschaft zu halten. Er komplementiert die jungen Spieler als Einheit und spielt dadurch eine wichtige Rolle.
Hast du noch Hoffnung auf eine Fortsetzung der Saison? Wie sinnvoll wäre das in deinen Augen?
Hoffnung hat man immer als leidenschaftlicher Sportkegler. Endlich die Kugel wieder in die Hand nehmen zu dürfen und den Geruch der Kegelbahn wahrnehmen zu können. Aber andererseits denke ich auch, dass der Lockdown und die daraus resultierenden Unterbrechung der Saison nicht ohne Grund ist. Nachdem der DKBC nun die laufende Saison abgebrochen hat, sehe ich dem Plan des WKBV pessimistisch entgegen. Die Gesundheit geht vor…Der Kegelsport lebt von allen Altersklassen.
Da habt ihr jetzt eine Frage die mich selber seit Wochen zum Nachdenken bringt. Oft denke ich, was wäre wenn…. Einerseits bin ich für eine Fortsetzung und Wiederaufnahme des Spielbetriebs, aber nur dann, wenn die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich gehalten werden kann. Von jung bis alt und alle Spieler sind gleich viel wert. Deshalb finde ich, dass man da auch keinen Unterschied zwischen Profi und Amateur machen sollte. Entweder es spielen alle, oder keiner. Jeder ,der kegelt, steht mit Herzblut dahinter und warum soll man deshalb einen bestrafen, weil er ein paar Ligen weiter unten spielt. In meinen Augen ist jeder ein Profi/ Leistungssportler der den Ehrgeiz und Willen auf der Bahn zeigt, ob in der Jugend oder bei den Senioren. Andererseits sehe ich die Fortsetzung eher skeptisch. Nach einer so langen Unterbrechung einfach so wieder anzufangen ohne groß davor trainieren zu können macht in meinen Augen wenig Sinn. Bevor wir dann so die Saison fortsetzen würde ich sie lieber beenden und mehr Freundschaftsspiele in der Übergangsphase ausrichten.
Hast du einen sportlichen Ausgleich während der Pause gefunden?
Durch meinen Beruf werde ich oft körperlich angetrieben. Aber auch so versuche ich ab und zu eine Runde zu joggen oder mich am Spinning-Rad zu trimmen. Durch diverse Gleichgewichts-und Koordinationsübungen (nicht nur in der Halbliterklasse..(lacht)) versuche ich mich auf dem Level zu halten, welches ich im Wettkampf benötige. Nichts kann aber das Training auf der Bahn ersetzen…
Wieso habt ihr euch für zwei Mannschaftsführer entschieden? Verursacht das interne Probleme?
Das haben wir noch nicht so lange. Früher waren unsere Mannschaftsführer die erfahrenen Spieler wie Michael Franzl, Herbert Fäßler oder Christian Koller. Da wir aber auf keinen dieser mehr zurückgreifen können, lag es an uns einen neuen Mannschaftsführer zu benennen. Da es an dieser Abstimmung/Wahl zu ein paar Missverständnissen kam, wurde ich nach einer gewissen Zeit zum zweiten, gleichberechtigten, Mannschaftsführer ernannt. Und bisher war es die Beste Entscheidung, die wir treffen konnten.
Genau deshalb haben wir uns ja für zwei Mannschaftsführer entschieden, um diesen Problemen entgegen zu wirken. Da wir noch recht jung sind, finde ich es gut, wenn man sich beratschlagen und austauschen kann. Teilweise reden Jan und ich schon Tage vor dem Spiel über eine mögliche Aufstellung, schauen unabhängig voneinander die Ergebnisse der anderen Mannschaften an. Vor den Spielen teilen wir dem anderen unsere Gedanken mit und kommen oft auf das gleiche Ergebnis. An erster Stelle stellt der Sportwart die Spieler auf die in der Mannschaft spielen, aber wir versuchen immer mit diesen Spielern das Bestmögliche herausholen und eine gute Spielstrategie zu erarbeiten.
Klar kommt es auch mal zu Unstimmigkeiten, weshalb auch schon die ein oder andere Kabinen- bzw. Mannschaftsfeier ihren Stimmungswechsel fand. Die Probleme, Missverständnisse werden dann teils in der offenen Runde besprochen. Das kommt in jeder Mannschaft mal vor. Aber nur dadurch stehen wir jetzt als junge gut aufgestellte Mannschaft in Württemberg da.